Industrie 4.0... Prävention 4.0 PART I
9. September 2019
Industrielle Revolutionen erfordern revolutionäre Präventivarbeit im Bereich des Arbeitsschutzes. Machen Sie sich bereit, dieses mit zu gestalten.

Bisherige Errungenschaften des Arbeitsschutzes wurden am 04. August 1914 im Zuge des ersten Weltkrieges weitestgehend aufgehoben. Mit Beendigung des ersten Weltkrieges wurde der Arbeitsschutz wieder eingeführt. In der Zeit der Weimarer Republik von 1918 bis 1933 wurde der Acht-Stunden-Tag vom Rat der Volksbeauftragten eingeführt.
Der Arbeitsschutz von 1933 bis 1945 war geprägt vom Nationalsozialismus und dem
zweiten Weltkrieg.
Mit Einsetzen des zweiten Weltkrieges wurden wie beim ersten Weltkrieg sämtliche Regelungen zum Arbeitsschutz aufgehoben.
Im Anschluss an den Krieg wurden diese jedoch wieder eingeführt und reformiert.
Als entscheidender Meilenstein für den Arbeitsschutz der letzten 50 Jahre lässt sich die Einführung des am 12.Dezember 1974 verabschiedeten Arbeitssicherheitsgesetztes (im Folgenden: ASiG) nennen.
Das ASiG verpflichtet Betriebe, Betriebsärzte einzustellen und Fachkräfte für Arbeitssicherheit als Berater in die betriebliche Sicherheitsarbeit einzubeziehen.
Die europäische Rahmenrichtlinie 89/291/EWG vom 12. Juni 1989 über die
„Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und
des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit“ wurde in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Erlass des Arbeitsschutzgesetz am 7. August 1996 umgesetzt.
Heutzutage sind die Arbeitgeber gem. § 3 ArbSchG in der Pflicht, Beschäftigte vor sämtlichen durch die Arbeit entstehenden Schäden zu schützen.
Seit 2013 sind auch am Arbeitsplatz auftretende psychische Erkrankungen im ArbSchG in § 4 Nr. 1 verankert, die im Rahmen von Gefährdungsbeurteilungen bewertet
werden müssen.
Damit waren mit dem Arbeitssicherheitsgesetz vor nunmehr 45 Jahren und dem Arbeitsschutzgesetz vor 23 Jahren sehr wichtige Grundlagen aufgrund aller bis dato
gesammelten Erfahrungen erarbeitet worden- um solche heutigen Ziele wie die Vision Zero oder den Verhaltensbasierten Arbeitsschutz überhaupt erreichen zu
können.
Verhaltensorientierter Arbeitsschutz (Behaviour Based Safety, BBS) setzt an den grundlegenden Ursachen von unsicherem Verhalten an und verringert nachhaltig und nachweisbar sowohl Anzahl als auch Ausmaß von Verletzungen und Schäden.
Das Ziel ist die Entwicklung einer werteorientierten Unternehmenskultur, in der die
Eigenverantwortlichkeit und Mitgestaltung der gesamten Belegschaft eine zentrale Rolle spielt.
Verhaltensorientierter Arbeitsschutz setzt einen tiefgreifenden Kulturwandel in Gang (Change Management). Zu diesen Veränderungen gehört auch ein neues Führungskonzept: Das Prinzip des Führens durch positive Verstärkung.
Das was zum großen Teil in den skandinavischen Ländern wie Norwegen,
Schweden, Dänemark und Finnland schon seit längerem Usus ist, gilt es bei uns nunmehr auch bei den Nachzüglern der KMU´s in Deutschland zügig umzusetzen.
Hiermit meine ich vor allem das Prinzip des Führens durch positive Verstärkung.
„Gute Führung ist eine Kunst“, heißt es.
Aber was sind Führung und Management eigentlich?
Günther H. Schust definiert diese beiden zentralen Begriffe folgendermaßen:
„Führen" (= Leadership) heißt antizipieren + vorbildhaft vorausgehen.
"Management" kommt von „manus agere“ (lat.) und heißt „an die Hand nehmen + Probleme lösen helfen + Beziehungen auf- und ausbauen“.
Entscheidend ist, dass die Führungskräfte mit allen Mitarbeitern einen partnerschaftlichen „Dialog auf Augenhöhe“ führen:
„Die Fähigkeit zum konstruktiven Feedback (geben und auch annehmen) ist dabei die Grundvoraussetzung.
Nur durch ein wirksames Feedback können wir letztlich unser
aller Verhalten erkennen–
und wenn wir es wollen, dann auch ändern, wenn wir erkennen das wir in vielen Dingen vielleicht eingefahren oder veraltet handeln.
Dass sich die Führungskonzepte in vielen Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben, ist deutlich spürbar. Ursachen hierfür sind unter anderem der Fachkräftemangel und der technologische Wandel hin zur Wissens- und Informationsgesellschaft. Außerdem stellt die demografische Entwicklung die
Unternehmen vor die Herausforderung, Mehr-Generationen-Teams zu formen und zu führen.
Dabei sind die Eigenheiten jeder Generation zu beachten:
So gelten zum Beispiel die nach 1980 Geborenen als besonders kompetent im Umgang mit neuen Medien und flexibel und haben eine große Ausrichtung auf die
Work-Life-Balance:
Der Wunsch, sich in Projekten zu verwirklichen ist vielen wichtiger als die klassische Karriere in einem Unternehmen.
Althergebrachtes wird zunächst einmal in Frage gestellt; die Bezeichnung „Generation Y“ (englisch ausgesprochen klingt Y wie „Why“) verweist darauf.
Zeitgemäße Führungskonzepte, die den partnerschaftlichen Dialog auf Augenhöhe suchen, können auf diese, hier beispielhaft aufgeführten, Ausprägungen im
soziologischen Wandel angemessen reagieren.
Seit einigen Jahren ist die Vision Zero das elementare Ziel in der Präventionsarbeit der Unfallversicherungsträger.
Die Ursprünge dieser Sicherheitsstrategie liegen wie vorher erwähnt in Skandinavien:
Bereits seit 1997 stellt die Vision Zero offiziell die Grundlage der Verkehrssicherheitsarbeit in Schweden dar.
In einer Publikation des Schwedischen
Zentralamtes für Straßenwesen (Vägverket) heißt es:
„Die Nullvision ist das Bild einer Zukunft, in der niemand im Straßenverkehr getötet oder so schwer verletzt wird, dass er lebenslange Schäden davonträgt.“
In den folgenden Jahrzehnten breitete sich die Vision Zero auch in anderen Ländern aus. In Deutschland übernahm zunächst der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) im Jahr 2007 die Grundlagen der Vision Zero.
Ein Jahr später integrierte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) die
Vision Zero in ihre Präventionsgrundsätze. Im Positionspapier der Selbstverwaltung der gesetzlichen Unfallversicherung zur Prävention aus dem Jahr 2008 heißt es:
„Arbeitswelt und Bildungseinrichtungen sind so zu gestalten, dass Arbeits-, Schul- und Wegeunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren mit allen geeigneten Mitteln verhindert werden (Vision Zero)….“
Die große Gemeinsamkeit der Vision Zero und BBS besteht darin, dass der Schwerpunkt auf das menschliche Verhalten gelegt wird.
Selbst kleinere Betriebe vor allem im Handwerk müssen aufgrund der Kundenanforderungen ein Sicherheitsmanagement (SCC) einführen. Im Ergebnis stellen die Unternehmer dann fest, dass damit nicht nur die für ihn existenziellen
Kundenanforderungen erfüllt wurden, sondern sich zudem die Effizienz und Qualität der Arbeit verbessert haben.
Zudem sind Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeiter gestiegen,
während die Zahl der Unfälle zurückgegangen ist und insgesamt eine höhere Rechtssicherheit für das Unternehmen besteht.
Ohne solche Impulse von außen werden solche Arbeitsschutzmanagementsysteme nicht eingeführt deshalb können Auftraggeber an solche Betriebe, wie z.B. Großkonzerne teilweise indirekt an einer Verbesserung des Arbeitsschutzes hervorragend
mitwirken.
Digitalisierung oder demografischer Wandel waren in den letzten Jahren so in den Vordergrund gerückt, dass einige wichtige Themen des ganzheitlichen Arbeitsschutzes ins Hintertreffen gerieten; so z.B. die hohe Relevanz der Themen Lärm, Freizeitverhalten und Ernährung.
Unsere Arbeitswelt wandelt sich. Diesen Satz hört man in den letzten Jahren und Monaten immer häufiger. Doch ist dies wirklich etwas Neues? Hat sich nicht die Arbeit- und Berufswelt immer wieder verändert, z. B. durch neue Technologien und Materialien?
Doch egal ob man die Veränderung nun Industrie oder Arbeit 4.0 bezeichnet, Fakt ist, dass die Berufswelt vor neuen Herausforderungen steht und so muss sich auch die Sicherheit zu Arbeitsschutz 4.0 weiterentwickeln.
Doch mehr dazu im nächsten Blog.
Allzeit unfallfreies Arbeiten und bleiben Sie gesund!
Ihr Frank Scharf

Personally I hope to meet you there the 7th November at the special Start-Up Booth. Strong growth, greater internationalism, specialist visitors from top industrial sectors, increasing exhibitor and visitor figures – A+A is the world's leading fair for safety, security and health at work. It makes an active contribution to progress and innovation to the benefit of people and companies. Similar to my Blog of Industrial Prevention Work 4.0 this Fair can show you up more ways to be a part of the digitalisation in work areas. The increasing ability of technical devices to machine learning leads to new opportunities for occupational health and safety. In this way, measures to improve safety and health at work can be more individualised and personalised. What applications does this open up for personal protective systems? Which concepts of data security and data protection are necessary for this and how are these concepts accepted? Increasing the degree of automation of technical systems in a wide variety of application areas also results in new forms of human-machine cooperation. How can security be guaranteed in the close interaction of people with independently operating machines? What role does safety play in determining the degree of automation? The flexibility of work place and time offers many possibilities to react to different life situations. How can occupational health and safety be made possible in heterogeneous places of mobile work? What support is necessary for this? How can the self-responsible awareness for safe and healthy working at various locations at freely chosen times be increased? The continuous observation and measurement of one's own state of health has become an everyday practice for many people. How does the work design react to this increased health consciousness? Which technical systems contribute to improving health? And what competence is necessary to be able to deal with the multitude of data on one's own health? We will have to deal with these questions in the future when designing safe and healthy work. On the Highlight Route to the Future of Work, A+A exhibitors will present products, concepts and solutions intended for tomorrow's world of work. Prevention must also realign itself in view of the challenges of Work 4.0. One focus of the afternoon session will be on Prevention 4.0 in the context of the Joint German Occupational Safety and Health Strategy (GDA). Participants will look ahead to the year 2030 and discuss how Prevention 4.0 can be achieved during the A+A Congress, together with the chairs of the National Occupational Safety and Health Conference and other experts. This will be followed by a return to the present with regard to the current planning and focus of the GDA: Are we on the right track and how can this common objective be achieved? Hope to see you all in Düsseldorf! Frank Scharf

Die Belastung, welche Unternehmen und die Arbeitgeber als Normadressaten der Regelungen mit der unternehmerischen Eigenverantwortung tragen ist enorm- die dadurch resultierende Freiheit Arbeitsplätze sicher zu gestalten macht das nur zum Teil wieder wett.
Dieser Beitrag soll als zweiter in der Reihe zum Thema Industrie 4.0 und die damit verbundenen Veränderungen in der Präventionsarbeit zum diskutieren anregen.